11.12.2020
Große Vorkommen an Bodenschätzen und gut ausgebildete Menschen: Das sind nur zwei Gründe, die für den Markteintritt in den Nahen und Mittleren Osten sprechen würden. Die geopolitischen Konflikte und Unsicherheiten lassen viele europäische Unternehmen jedoch zögern. Um die Potenziale des Orients kennenzulernen, haben der Automobil-Cluster und der Cleantech-Cluster das Projekt „Roadmap 2 NME“ ins Leben gerufen. Vertreter aus 12 interessierten Unternehmen nahmen Anfang Dezember am virtuellen Kick-off teil.
Der Automobil-Cluster verfolgt mit den „Roadmaps“ seit Jahren das Ziel, Partnerunternehmen beim Eintritt in neue und aussichtsreiche Märkte zu unterstützen. Mit dem Cleantech-Cluster wird nun auch der wichtige Aspekt der nachhaltigen Entwicklung miteinbezogen. Die Zusammenarbeit der beiden Cluster hat einen weiteren erheblichen Mehrwert: Sowohl Frederic Hadjari, Key-Account Manager des Automobil-Clusters, als auch Ashna Mudaffer, Projektmanagerin im Cleantech-Cluster, haben ihre familiären Wurzeln im Nahen und Mittleren Osten. Dadurch ergeben sich noch bessere Chancen zur Vernetzung. Die Hauptgründe, sich an der Roadmap 2 NME zu beteiligen, liegen für die teilnehmenden Unternehmen am großen und spannenden Markt, den Rohstoffvorkommen und Potenzialen. Als besonders attraktiv werden die Länder Iran, VAE, Katar und Irak empfunden. Große Chancen sehen die Teilnehmer*innen im enormen Bedarf an neuen Technologien, den exponentiellen Wachstumschancen oder dem Human Capital.
Um einen tiefgehenden Eindruck des Nahen und Mittleren Ostens zu bekommen, dürfen auch Konflikte, die zu Eintrittsbarrieren führen können, nicht verschwiegen werden. Aus diesem Grund lieferte Prof. Dr. Heinz Gärtner im Kick-off-Meeting eine aktuelle Analyse zum Thema „Die US-Wahlen und Auswirkungen auf den Nahen und Mittleren Osten und welche Rolle Europa zukünftig einnimmt“. Gärtner ist Politikwissenschaftler am International Institute for Peace (IIP) sowie an der Universität Wien und verfügt über umfassende Expertise der Region.
„Im Moment ist die Sicherheit ein großes Thema. Ob es um Aufrüstung oder Unterstützung von Milizen geht: Manche Länder im Nahen und Mittleren Osten kochen ihr eigenes Süppchen, jedes hat eigene Interessen und geht andere Allianzen ein. Die Großmächte spielen damit, es ist ein Dilemma. Wir Europäer könnten hier möglicherweise als Facilitator auftreten.“
weiß Gärtner.
Ein Unternehmen, das bereits seit 45 Jahren Geschäftsbeziehungen in der Region pflegt, ist Condor. Andreas Gfrerer, Geschäftsführer der Condor Speditions Transport GmbH+Co, lieferte in seinem Vortrag einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen und Chancen aus der Logistikperspektive. Der Nahe und Mittlere Osten spielt bei den Verkehrsträgern LKW, Schiff und Flug weltweit eine bedeutende Rolle. Besonders der Luftfracht kommt verstärkte Aufmerksamkeit zu, da drei der zehn größten Cargo Airlines in der Region ansässig sind und als Drehkreuz zwischen Europa, Asien und Afrika fungieren. Gfrerer bezieht auch klar Stellung zu den letzten Sanktionen im Iran:
„Wir haben uns entschlossen im Iran zu bleiben und es die meiste Zeit über nicht bereut. Da wir nach der Devise arbeiten, immer zu 100 % rechtskonform zu bleiben, stehen wir aber oft vor großen Hürden.“ Gfrerers Tipp für den Markteintritt: „Den Unternehmen würde ich raten, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Scheuen Sie sich nicht, andere Institutionen zu fragen. Wichtig ist auch: Versuchen Sie zu verstehen, warum Geschäftspartner in der Region so handeln, wie sie es tun.“
In weiteren vier Terminen werden die Themen verfeinert und im Erfahrungsaustausch umfassend beleuchtet. Die Teilnahme am Projekt „Roadmap 2 NME“ ist noch möglich.
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