„Machen ist wie wollen, nur geiler“

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Elektroautos von Mercedes, Polestar und BMW als Besuchermagnete Die Teilnehmer nutzten die automotive.2023 intensiv zum Netzwerken und Erfahrungsaustausch. Bild: Bodis.tv/Bianca Hoflehner © Bodis.tv/Bianca Hoflehner
Elektroautos von Mercedes, Polestar und BMW als Besuchermagnete Die Teilnehmer nutzten die automotive.2023 intensiv zum Netzwerken und Erfahrungsaustausch. Bild: Bodis.tv/Bianca Hoflehner © Bodis.tv/Bianca Hoflehner

31.05.2023

Nachhaltig, emissionsfrei und automatisiert – so sieht die Zukunft der Mobilität aus. Das war der Tenor bei der 25. automotive.2023 am 25. Mai im Oberbank Donau-Forum in Linz. In den Vorträgen wurde auch klar: Die zahlreichen Herausforderungen der Transformation können Auto- und Nutzfahrzeugbauer sowie Zulieferer nur gemeinsam bewältigen.

„Dafür braucht es Kooperationen, um vom Reden ins Tun zu kommen. Denn machen ist wie wollen, nur geiler. Der Automobil-Cluster ist der Begleiter und Katalysator für Kooperationsprojekte“, sagte Cluster-Manager Florian Danmayr zur Begrüßung. Mehr als 200 Branchenvertreter waren der Einladung des Automobil-Clusters gefolgt. Thema waren die vielen Transformationen gleichzeitig, mit denen sich die Automotivebranche auseinandersetzen muss, um die Mobilität der Zukunft buchstäblich auf die Straße zu bringen. Gleichzeitig war die Jahreskonferenz eine Leistungsschau des Automobil-Clusters.

Emissionsfreie Zukunft

Otmar Scharrer gewährte in seinem Vortrag einen Einblick in den „Maschinenraum“ von ZF Friedrichshafen. Der Zulieferer will bis 2030 in seinen Werken völlig CO2 -frei produzieren und bis 2040 komplett emissionsfreie Bauteile liefern. Schon für 2024 versprach er bei Elektromotoren einen großen Effizienzsprung beim Wirkungsgrad. „Transformation und Innovation sind kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir müssen uns schon auf die nächste Transformationswelle vorbereiten, denn die Entwicklungszeiten werden immer kürzer. Die Digitalisierung hilft uns dabei“, sagte Scharrer.

Northvolt sucht Partner

Ambitionierte Ziele hat das schwedische Unternehmen Northvolt: Es will die grünsten Batteriesysteme der Welt für die Elektromobilität bauen und dafür eine europäische Lieferkette aufbauen. „Dafür brauchen wir starke Partner, und ich habe gesehen, dass die Kooperation unter den Partnern im Automobil-Cluster bereits gelebt wird sowie dass das entsprechende Know-how in Oberösterreich vorhanden ist. Wir können mit den asiatischen Lieferketten konkurrieren, also lade ich Sie zur Zusammenarbeit ein“, appellierte Purchasing Manager Patrick Perner an die anwesenden Firmenvertreter.

Digitalisierung als Enabler

Die Siemens Industry Software GmbH präsentierte ihre Lösung, mit der Entwicklungszeiten drastisch reduziert und damit Kosten gespart werden können. Warum Innovation durch Software für die Zukunft der Automobilindustrie entscheidend ist, zeigte Serkan Arslan von APEX.AI in seinem Vortrag. „Rund 80 % der Innovation in einem Auto passieren mittlerweile über die Software“, sagte Arslan. Sein Unternehmen setzt auf eine Open-Source-Lösung, durch die nicht für jede Modellreihe eine eigene Software entwickelt werden muss. Stattdessen wurde die Software von der Hardware entkoppelt und standardisiert, so lässt sie sich für jede Art von Fahrzeugen skalieren, was die Entwicklungszeit enorm beschleunigt. „Jedes Jahr Verzögerung in der Entwicklung kostet einen Autobauer rund eine Milliarde Euro. Unsere Lösung spart damit nicht nur Zeit, sondern auch Kosten“, betonte Arslan.

Digitale Zwillinge machen Straßen sicher

Sicherheit ist ein zentrales Thema im modernen Fahrzeugbau, nicht nur beim automatisierten Fahren. Christoph Wolfinger von Mercedes-Benz erklärte in seinem Vortrag, wie Fahrzeugdaten dabei helfen, Straßen nachhaltig sicherer zu machen. Gemeinsam mit den Londoner Verkehrsbetrieben hat Mercedes-Benz durch die Auswertung von Fahrzeugdaten beispielsweise eine Landkarte mit Unfallhäufungsstellen entwickelt und daraus Maßnahmen für die Stadt London abgeleitet, wie diese Gefahrenzonen entschärft werden können. Das OEM hat auch ein Parkleitsystem entwickelt, wo dem Fahrzeuglenker angezeigt wird, wo und zu welcher Tageszeit er am wahrscheinlichsten einen Parkplatz finden wird. „Analysen haben gezeigt, dass 30 bis 40 % des innerstädtischen Verkehrsaufkommens auf Parkplatzsuche zurückzuführen sind. Wenn wir das reduzieren können, kommen wir auch der Reduktion von CO2 -Emissionen einen großen Schritt näher“, sagte Wolfinger.

Klimawandel zwingt zur Veränderung

Thomas J. Hörmann, Managing Director von Polestar Austria, appellierte an das Publikum: „Ohne Veränderung geht es nicht mehr, wenn wir den Klimawandel stoppen wollen. Daher braucht es den sofortigen Ausbau der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien sowie die Reduktion der Emissionen in den Lieferketten.“ Das schwedische Start-up Polestar will bis 2030 ein vollständig klimaneutrales Elektroauto bauen. Ziel ist, diese Nachhaltigkeit vom Schürfen der Rohstoffe über die eingesetzten Materialen und im laufenden Betrieb bis zum vollständigen Recyceln aller Komponenten des Elektroautos zu erreichen. „Den CO2 -Footprint unseres Modells Polestar zwei haben wir in zwei Jahren bereits um zwei Tonnen reduziert. Für einige Materialien und Rohstoffe wie Kobalt, Nickel, Lithium und Leder besitzen wir bereits Herkunftszertifizierungen“, betonte Hörmann

Leistungsschau

Die automotive.2023 war auch eine Leistungsschau über die aktuellen Kooperationsprojekte im Automobil-Cluster. Die Themen reichen von der grünen Gießerei über Batterierecylingkonzepte, wasserstoffbetriebenen Passagierschiffen, elektrifizierten Baustellen bis zu klimaschonenden Batteriegehäusen und vollautomatisiertem Gütertransport. Alexander Barth, Geschäftsführer der DigiTrans GmbH, berichtete über den Fortschritt der Forschung zum automatisierten Fahren und die dafür eingerichtete Test- und Versuchsstrecke in St. Valentin.

Future Mobility Region

Automobil-Cluster-Manager Florian Danmayr betonte, dass die neue Initiative Future Mobility Region die Voraussetzungen dafür schafft, die zahlreichen Herausforderungen für die Branche zu meistern. „Im Umkreis von 50 Kilometern finden wir alles, was man braucht, um ein nachhaltiges Fahrzeug zu entwickeln. Unsere Aufgabe im Cluster ist es nun, die Akteure zusammenzubringen, Kooperationen zu initiieren und die Innovationen in die Umsetzung zu bringen.“

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automotive.2023 Aftermovie 

Video: © BodisTV