Die Zukunft der Mobilität beginnt in Oberösterreich

© BMW Group
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Im Werk Steyr produziert BMW Gehäuse für E-Antriebe. © BMW Group
Im Werk Steyr produziert BMW Gehäuse für E-Antriebe. © BMW Group
Ralf Kobler und Hubert Mitterhofer haben für den deutschen Technologiekonzern Voith einen elektrischen Schiffsmotor optimiert. © LCM
LCM-Projektleiter Ralf Kobler und Hubert Mitterhofer, Business Area Manager Drives bei LCM, haben für den deutschen Technologiekonzern Voith einen elektrischen Schiffsmotor optimiert. © LCM
Die Tiny Power Box der Silicon Austria Labs GmbH soll die Leistung von Ladegeräten in Elektroautos optimieren. © Sarina Dobernig
Die Tiny Power Box der Silicon Austria Labs GmbH soll die Leistung von Ladegeräten in Elektroautos optimieren. © Sarina Dobernig
In Oberösterreich wird am Antriebsstrang der Zukunft geforscht, u. a. am Elektromotor. © BMW Group
In Oberösterreich wird am Antriebsstrang der Zukunft geforscht, u. a. am Elektromotor. © BMW Group

06.12.2022

Beinahe alle Kompetenzen, die es braucht, um ein Fahrzeug zu entwickeln, finden sich in unserem Bundesland. Im Umkreis von 50 Kilometern ist auch alles vorhanden, um nachhaltige Fahrzeugkonzepte zu entwickeln und zu fertigen. Oberösterreich ist eine Future Mobility Region.

Klar ist: Die Mobilität befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Egal, ob es sich um den Individualverkehr oder den Gütertransport handelt. „Nicht zuletzt der Green Deal der EU und das damit verbundene Aus für Verbrennungsmotoren ab 2030 machen es notwendig, dass die Fahrzeugindustrie intensiv an alternativen emissionsfreien Antriebssträngen forscht“, betont Automobil-Cluster-Manager Florian Danmayr.
 

Future Mobility Region

In Oberösterreich passiert dies längst: 280 Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten an der Mobilität der Zukunft. Sie generieren dabei jährlich 16,1 Milliarden Euro Umsatz und 5,65 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Mehr als 50.000 Menschen sind direkt oder indirekt in der Fahrzeugindustrie beschäftigt. Deren Exportquote beträgt mehr als 80 Prozent. „Alle Organisationen zu nennen, würde den Rahmen sprengen, aber zu den bekanntesten Unternehmen, die sich ganz oder zu einem großen Teil der Mobilität der Zukunft verschrieben haben, zählen sicher die Miba AG, Steyr Automotive oder die FACC“, sagt Danmayr. Von den zahlreichen Forschungseinrichtungen sind neben Universität und Fachhochschulen das Linz Center of Mechatronics, Profactor oder AIT Austrian Institute of Technologie stellvertretend zu nennen.
 

Breites Kompetenzspektrum

Geforscht wird an Simulation und Digitalen Zwillingen, an Leistungselektronik, Energiespeichern und am elektrischen Antrieb. Ein großes Thema sind Materialien und Materialtechnologien – einerseits, um Gewicht und damit Energie zu sparen, andererseits, um Fahrzeuge sicherer zu machen. Die Linz Center of Mechatronics GmbH (LCM) unterstützt beispielsweise die Entwicklung aktiver Schwingungsdämpfung für Fahrzeuge durch Analyse und Simulation. Aktive Schwingungsdämpfung reduziert unerwünschte Fahrzeugschwingungen und verbessert den Fahrkomfort sowie die Audioqualität des Entertainment-Systems. Das LCM designt Regelung, Aktuatoren und Leistungselektronik und bietet Fertigung und Inbetriebnahme eines prototypischen aktiven Dämpfungssystems.
 

Umweltfreundliches Schnellladen

Im Kompetenzbereich Leistungselektronik sticht die Silicon Austria Labs GmbH mit ihrer Tiny Power Box hervor. Das Projekt konzentriert sich auf die Optimierung der Leistungsdichte von eingebauten Ladegeräten in E-Autos (Onboard-Charger). Die Ziele: Gewicht reduzieren, Bauteile und Platz sparen, die Leistungsdichte um den Faktor 4 erhöhen, höchste Effizienz beim Schnellladen erreichen und die Umweltverträglichkeit erhöhen. Beim Thema Energiespeicher und elektrische Antriebe wären zahlreiche Best-Practice-Beispiele zu nennen. Allen voran die AC-Projekte maxE und Bio!LIB, über die in diesem Magazin an anderer Stelle ausführlich berichtet wird.
 

Elektroantrieb für Nutzfahrzeuge

Das LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen und das LCM arbeiten gemeinsam an einem emissionsreduzierenden CVT-Getriebe mit elektrischem Variator für Nutzfahrzeuge. Sie ersetzen die hydrostatische Einheit aus einem bestehenden Getriebe durch elektrische Maschinen. Solche hydrostatischen Einheiten sind vor allem in der Landwirtschaft im Einsatz. Um die Effizienz dieser fortan elektrischen eCVTEinheit weiter zu steigern, sollen für den elektrischen Generator zur Speisung einer im Fahrzeug verbauten Batterie und für die Elektromotor und -generator-Einheiten innovative und kosteneffiziente elektrische Komponenten verbaut werden.
 

Umweltfreundliche Materialien

Nachhaltig, leistbar, intelligent: Die Materialtechnologie trägt wesentlich zur Einhaltung dieser Eigenschaften im Kontext der Mobilität bei. So arbeitet das Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen an neuartigen Wasserstofftanks als Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Ziel ist eine ist eine industrietaugliche Lösung für die H2- Speicherung bei -180 °C und hohem Druck durch die Entwicklung von neuen ultraporösen Speichermaterialien wie z. B. Aktivkohlen oder metallorganischen Gerüstverbindungen.
 

Prototyping Lab

Auch im Prototypenbau findet man in Oberösterreich geballtes Know-how. Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson hat beispielsweise mit dem LCM den weltweit ersten 1,7 Tonnen Zero Tail Minibagger mit elektrischem Antrieb entwickelt. „Mini“ bezieht sich dabei lediglich auf die Abmessungen des Baggers, denn in Leistung und Ausdauer steht der neue „EZ17e“ seinen Brüdern mit Verbrennungsmotor in nichts nach.
 

Testen und prüfen

Oberösterreich verfügt auch über eine umfangreiche Test- und Prüfinfrastruktur. Die Research Center for Non-Destructive Testing GmbH (RECENDT) bietet beispielsweise berührungslose und zerstörungsfreie Prüfung bzw. Analyse mittels Laser-Ultraschall. So kann u. a. die sicherheitsrelevante Ausführung von Schweißnähten im laufenden Produktionsprozess überprüft werden. Dadurch werden auch Fehler frühzeitig erkannt. Das spart Zeit, Energie und Kosten, während die Qualität der Produkte gesichert ist.
 

Zentrum für neue Antriebsstränge

„Dass Oberösterreich ein guter Platz für Future Mobility ist, haben auch große internationale Konzerne erkannt. Nicht umsonst hat sich BMW dazu entschlossen, den Standort Steyr zum Zentrum für Elektromobilität auszubauen“, sagt Danmayr. Auch AVL entwickelt in Steyr vor allem Antriebssysteme für Nutzfahrzeuge und konzentriert sich dabei auf Wasserstoff und Elektroantrieb. Derzeit wird an einem wasserstoffbetriebenen 40-Tonnen-Lkw gebaut. Geschäftsführer Michael Kordon konnte auch als neuer Beirat im Automobil-Cluster gewonnen werden.